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VIE 32 Berlin, den 24.7.40.
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Vermerk,
Betr.: Frank Ryan.
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vn I 6870 meldet mit Sendung XXIII v.19./23.7.40,\r.168:
Wie ich heute erfahren konnte, wohnt hier im Hotel Excelsior
ein Amerikaner namens Frank Ryan, der fast täglich über
9 Amerika nach ingland telefoniert.
Dieser Herr soll die Absicht haben, in allernächster Zeit
nach Berlin zu gehen und sich dort mit seinem Freund,
einem weiteren Amerikaner namens Richard Me tz u
treffen, der eben aus Indien gekommen ist und über Russ-
land nach Amerika zurück will
Es wäre gut, sich den Mann in Deutschland etwas genauer
anzusehen.
I. Mitteilung an das Amt IV.
2 Il. Zud.d, VIE A (0Or.6870).
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wie, bekaaut wird, hat eich zeit einiger Zeit eine interessante
Geschäfts beziehun, zwiecaen dem Goldschniedezentrum in der Pro-
vinz „lessanıria (Nordwest-Itslien) und sidamerikanischen kunlen
eingespielt. Die italienischen luggeseli. chaften nach Südamerika
(ATI) befürdern die Rohmaterialien (Kohsold unä ungeechliffene
deleteine) nach Italien und bringen sie nach ihrer ‚ezärneitung
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Berlin, den 29.4.41.
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Betr.: Abreise des argentinischen Außemministers Ruiz,
£r.Botschafter am Vatikan, aus Rom,
VM I 6900 meldet mit Sendung 64 v,25./28.4.413
Am 25.d.Mts. flog der argentinische Außenminister Ruiz,
früherer Botschafter an Vatikan, mit seiner Familie und
Begleitung nach Madrid ab. Das Flugzeug war ihm von der
italienischen Regierung zur Verfügung gestellt worden,
Zu seiner Verabschiedung waren Aboränungen, Vertretungen
der einzelnen Ministerien, sowie die Vertreter der süd-
amerikanischen Staaten, USA, Spanien, Portugal und Deutsch-
land erschienen, Bime-ührenkompenie der luftwaffe war an-
getreten. Der argentinische Außenminister wurde von der
spanischen Regiorung eingeladen und wird sich dort einige
Tage aufhalten. Ebenso hat ihn auch die amerikanische
Regierung eingeladen, und or wird sich längere Zeit in
New York und Washington aufhalten. Er wird erst Mitte
Juni in Buenos Aires eintreff'en. Sein Hauptziel ist die
Wiederer)angung der Falkland-Inseln, mit welchen Problem
er sich schon seit langer Zeit bofaßt hat und worüber
er schon viele Aufsätze verfaßt hat.
Veg.
I, AnVIE3 zur A) zum Verbleib,
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II, 2,4.4,.VI E 12(3392),. Wi
ITI.2.4.42,VI E 11(0r.6900).
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Betr.: Auszüge aus Sendungen hiesiger VM.
Anliegend werden zwei Auszüge aus Sendungen hiesiger VN
mit der Bitte um Kenntnisnahme überreicht.
Eingegangen:
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2 6. AUG. 1941
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KANg Berlin, den 19.8.1941
Betr.: Verbot der italienischen Zeitung
"Sorrieri dei Italiani”,
I. Vermerk:
; Der Sendung des VM Ra/H 7481 Nm, 16 vom 31.7.41 (Rio)
wurde nachstehendes entnommens
Die italienische. Zeitung "Corrieri dei Italiani", die in
Sao Paulo erscheint, ist weg«n Angriffen auf fremde
Staatsoberhäupter definitiv verboten worden.
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II, 2.d.Orig.Akten RA/H 7481.
III. 2.d.A,. ND-Brasilien.
IV. An VID4 e und &
V. An VI B 5 zur Kenntnis,
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Europapress-Rohmaterial |
Nicht zur Veröffentlichungl Rückfragen unter 22 2217 f L.f
oder PM-Quer-Verb. 2490 |
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talien wird gegenüber Irasilien durch Pärtugal vertreten
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bei der brasilianischen Regierung wird Fortugal Übernehuen,
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abgeschlossen, dürften sher kurz vor ihrer poritiven
Besndigung stehen.
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46 | BERORAIN
Kein itälienischer Schritt in Chile,
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Rome. = AUG Anfrage in der deutschen Pressekonferenz in Rom
wird nitgeteilt, dass Italien vorläufig keinen diplomatischen
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Schritt in Chile gegen die Erklärung des britischen Botschafters
beabsichtigt. Zur @eit finden diplomatische Verhandlungen statt,
ohne dass man jedorh sagen könnte, welche Stellung Italien
. schliesslich einnehmen wird.
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"2 B23. Bär: .06 /43.8.Rs. Berlin, den %. April 1943
Geheime Reichssache
Eine Ausfertigung
1. Ausfertigung
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Betr.: Du 1 1 e 3, Sonderbeauftragter Roosevelts
in der Schweiz.
Bezug: Besprechung zwischen Herrn Dr. Sohüddekopf
und SS-Hauptsturmführer Ahrens,
Anlg. ‘ -1-.
Anliegend wird der Bericht des,VM 144/7957 über seine Begegnung
mit dem Sonderbeauftragten koosevelts in der Schweiz, Dulles,
abschriftlich zur Kenntnis gegeben.
Es wird gebeten, den Auszug über Du 1 1 e 5 aus dem Nachschlage-
werk "\ho's Who" an VI B 5 zu gebei.,
Die krmittlungen über D ul le 5 werden von VI B 3 weiterge-
führt.
. Im Auftrage:»
(gez.) Ahrens
55 -— Hauptsturmführer Po.-
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Sr Anlage 1
Nr. 106/43
ve D.4.43
Geheime Reichssache
Es gelang mir, mit dem Wirth-Kreis einen weitaus engeren Kontakt
zu finden. Insbesondere war ich des öfteren mit Graf Godin
zusammen, um dessen Personalien und eventuell beim Amt liegende
Vorgänge ich bitte,
Der ehemalige Keichskanzler Dr. Wi rt h berichtete mir, dasa
er mit dem Sonderbeauftrarten des Präsidenten Roosevelt mehrere
Besprechungen gehabt hätte und er hätte ihm von mir erzählt. Der
r\ Sonderbeauftragte Du 1 le s würde mich zur nächsten Bespre-
chung dazu bitten, wenn ich mich bereit erklären würde, mit den-
Jenigen Widerständskreisen in Deutschland Verbindung aufzunehmen,
die das Vertrauen, wie beispirlsweise des Wirth-Kreises besitzen
würden.
Nach meiner Bereiterklärung kamen wir zusammen und Mr. Dulles
‚ bat mich zunächst um «einen allgemeinen Situationsbericht.
Im Verlauf des Zusammenseins teilte mir Dulles mit, dass durch
sen Hl. Vater derzeit eine Aktion im Gange sei, die Bombardierungen
von Kulturstätten sowohl durch die Achse als durch die Alliierten
einzuste_len. In Wushington bestünden gegen diesen Plan des Pap-
stes starke Widerstände vor allem bei «en Militärs und auch in
Lonaon scheine ihm der ‘iderstand unüberwindlich,. Er sei in die-
ser Richtung lediglich informatorischk tätig, hätte aber, dies wolle
er mir ausdrücklich mitleilen, die Möglichkeit, beim Präsidenten
seine eigene Meinung mit ‚besonderem Gewicht in dieser wie in an-
deren Sächen vorzulragen. Auf seine "eranluıssung sei auch Minsig-
nore Spellimann zum ill. Vater gekommen. Das Ergebnis die-
sur Verhandlungen stünde noch aus. In diesem Zusammenhang sollten
auch die Lebensmittellierungen nach Griechenland und an andere
de,etzte Lebiete „uropas ma behandelt werden,
Im weiteren Verlauf diesoy Abends besprach Mr. Dulles einge-
hend die seiner Ansicht näch unterschätzten Ambitionen Stalin's
und belächelte die Garantien, die England dem neu zu errichtenden g
Polen uud der dann neu errichteten Tschechoslowakei fast zugesagt 5
nätte. ‘U.-a. meinte er, dass selbstverständlich der nächste Welt- 4
krieg zwischen den beiden mächtigsten Staaten, der USA und Ger Ar u
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Sowjetunion, zu befürchten sei. Deshalb interessiere es ihn be-
sonders, wie weit durch den Zusammenbruch Deutschlands ein deut-
scher Rätestaat in Aussicht sei, und lange versuchte sich Mr.
Dulles zu informieren Über die nihilistischen und anarchistischen
‚ WUSLIUENLELLEN ti eulscies: Bürgertum und vor asıom ın der deaut-
schen Arbeiter.chaft. Auf meine Hinweise, die Dr. Wirth lebhaft
unterstützte, dass man oft in Washington infolge Unkenntnis der |
komplizierten deutschen Verhältnisse die innerdeutsohen Probleme
etwas naiv anfasse, meinte Mr. Dulles mit Betonung, dass diesf sein
Auftrag sei, bei der zukünftigen Gest«ltung Deutschlands die Feh-
ler, die 1918 von Washington aus gemacht worden seien, möglichst
zu verhindern, Wr\frug mich, ob der Staatssekretär von Weizsäoker
ein unbedingter Gefolgsmann Ribbentrops sei; er besässe Infor-
mationen, die dem widersprächen. Er frug mich nach General Beok
und betonte, dass der wirth-Kreis ihm versichere, Generaloberst
ik alde Tr sei einer der schärfsten Opponenten der Diktatur von
Hitler,
Ciano's Tätigkeit beim Papste wurüe ebenfalls gestreift und ich
meine, den Ausführungen Mr. Dul}es' entnehmen zu können, dass
Ciano dieselbe Sonderfriedenspolitik beim Vatikan verfolge, die
ital,enische Diplomaten am Yerhandlungstisch in der Schweiz mit
der amerikanischen und englischen Gesandtschaft verfolgten. (Ge-
naues war hier nicht zu eruieren; meine Zurückhaltung war hier be-
dingt durch eine Inaktivität, die ich bei meinen Zielen hier an den
Tag legen musste.)
Mr. Dulles [rug mich Über meine Beziehungen zur Deutschen Gesandt-
schaft. Er meinte dabei, dass man einen Druck auf den Schweizeri-
schen Aussenminister und überhaupt auf den Bundesrat ausüben müsse,
der dahin gehe, dass Deutschland Leute wie Bibra mit der Zeit
zurückrufen müsse. ÄÜr sprach auch während iieser Gesprächspassage
davon, dass dies doch möglich sei, wenn derjenige teil des Bundes-
rats, der unbedingt alliiertenfreundlich sei, seinen Kinlluss in
dieser Richtung aufbiete, sei es auch auf Kosten einer schwierigen
wirtschaftlichen Lage der schweiz, die selbstverständlich dadurch
entstehen könne.
Er interessierte sich lebhaft da{ür, ob die Erwähnungen in den
deutschen Wehrmachtsberichten, die von einer ständigen Bombardierung
von Krankenhäusern und Kirchen sprächen, dahin zielten, beispiels-
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weise verantwortliche Männer in den englischen Kirchen auf den
Plan zu rufen.
Mr. D. meinte, dass Süadeutschland vom amerikanischen Standpunkt
aus nach der Niederlage Deutschlands eine weit bessere Behandlung
erfahren würde als Preussen und die berühmte Mainlinie müsse auch
geistig eine Grenze darstellen, Er erwähnte, dass er % immer wieder
in seinen Berichten nach Wasuington dahin wirke, dass man in Deutsch-
land nach der Nieuerlage den Bürgerkrieg so rasch wie möglioh:
durch Luftlandetruppen der Alliierten verhindern müsse; denn so
könne er sich vorstellen, dass eine politische Radikalisierung vor
allem in den Städten vermieden werden !tönne. Ken,
Interessant scheint mir zu sein, dass Dulles die Ansicht vertrat,
der Benzin- und Schmierölmangel sei senr gross bei der deutschen
Wehrmacht und auch das Sereinbringen hochqualifizierter Rohstoffe
unter Wasser würde immer schwieriger durch die allmählich mit
ausserordentlich raffinierten Mitteln arbeitende U-Boot-Bekämpfung.
Goebbels letzte Rede bezeichnete Dulles als ein Meisterwerk;
er hätte selten eine Kede mit soviel rationalem Vergnügen gelesen,
Dulles vertraft mehrfach die Ansicht, dass der Versohleilss an
!iderstandskraft nervlicher und seelischer Substanz nunmehr monat-
lich rapid zunehme; «dessen Aus.irkungen seien nicht hoch genug
© einzuschätzen für die Nieuerlage Deutschlands.
hiehrfach erwähnte er den Namen eines Wideı.tandskreises in Deutsch-
land, mit dem er olienbar dieselben Verhandlungen führt wie er
mit dem Wirth-Kreis dies Lut,. ür berichtete auch, duss er mit
Otto,Bra un mehrfach Unterredungen geführt habe,
Später berichtete er auch, dass man seine Tätigkeit bei manchen Her-
ren der Amerikanischen Gesandtschalt durchaus nicht schätze und
-dr8 Krk Proteste deshalb nach Washington gekabelt worden
seien.
ER der Erwähnung des vertragslosen Zustandes zwischen Deutschland
und der Schweiz derzeit meinte er, dass es möglich sei, dass die
gesamte Schweiz auf die schwarze Liste küme. Man erwägs dies in
Washington; er selbst vertrete den Standpunkt 4 nur einer |
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genaueren Kontrolle üer Lieferungen nach Deutschland von der Sohweis
aus; er wäre dagegen, hier radikale bLurohführungen anzuordnen. br
kritisierfe uabei die Vehemenz, die das Amerikanische Konsulat
in Zurüch an den Tag lege; denn oft bringe es seriöse Schweizer
Geschäftsleute auf die Liste lediglich auf Denunziationen hin.
Mr. D. vertrat den Standpunkt, üass in diesem Jahre immer mehr
- der MachtbereithHitlers im Hauptquartier zurückgedrängt werde
und die Generalität selbständig den Krieg führen werde. Dies sei
seines lirachtans der psychologisch wichtige Moment, wo Möglichkei-
ten zu Verhandlungen vorhanden seien. Den Beschluss von Casablanca,
jeue Vernandlung abzulehnen, und nur eine bedingungslose Übergabe
zu erwarten, sei s.E. als Druckmittel sicher wertvoll, aber er sel.
jederzeit vereit, in Washington darauf hinzuwirken, mit einer wirk-
lich ernst zu nehmenden Opposition in Deutschland Verhandlungen
aufzunehmen; denn allein ein Verhandeln gäbe evtl. dieser Opposi-
tion einen solchen Auftrieb und veranlusse so weitgehende Wirkun-
gen, d.ss die Folgen unübersenbar seien.
Dr. Wirth sprach übar die Zuiunitt Österreichs mit Mr. D. Mr. D.
sagte, er habe erneut bejaht, dass vorläufig Üsterreich mit Luft-
angrilf'en verscho:, werden solle. Seinen Informationen naoh wach-
se die Opposition ausserordentlich in Usterreich uni gerade die
Kirche (die Katholische) gewinne täglich an kinfluss. Die Kriegs-
müdigkeit und Auflehnung gegen das Dritte Meich seien ausserordent-
40h.
Er erwähnte, dass er sich nach Ankara begeben wollte; denn seines
Erachtens müsse die Türkei sich den Alliierten anschliessen,
Dr. Wirth gegenüber Kusserte er sich, das Angenehme an seiner
Tätigkeit sei, dass er den „anzen Auftrag des Pıäsidenten auf
eigene Kosten erledige und im Grunde von niemand abhängig sel.
Seines Erachtens wäre dies eine ideale Lösung für diplomatische %
Dienste an wesentlichen Stellen.
Er bat mich - da er nicht wisse, wann er die Schweiz verlasse -
möglichst bald wieder zu kommen und ihm die Zusi.cherungen und
Auskünfte aller jener Fersönlichkeiten in Deutschland zu vermit-
teln, von denen der Wirth-Kreis und auch ioh des Glaubens seien,
dass sie
bei der zukünftigen Neugestaltung Deutschlands eine Rolle
Right-Bottorn Allgne«)
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spielen müssten, und zwar e.ıne nolle auch, die sioh mit den
Interessen Ametikas und Enılands deckt,
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Adschr m. x.
Aufseichnungen über Aussprachen mit Mr, Bull_und_Mr.Roberts
In dem Zeitraum zwisohen 15.1. und 3.4.43 fanden in Bern und Gen?
drei Unterredungen ÄST Herren Pauls und Bauer mit Mr. Bull und |
Mr. Roberts statt, wobei Herr Paub zwei Unterredungen allein re
führte. Die dritte Unterredung führte Herr Bauer, Ihr Ergebnis
wurde im Anschluss daran noohmals kurz überprüft. Herr Pauls und
Herr Bauer traten lediglich als gut informierte Privatleute auf,
Mr. Bull ist Sonderbeauftragter des Präsidenten für europäische
Fragen und hat seinen Sitz in der Schweiz. Zu seiner Seite steht
für wirtschaftliche Fragen als alter Mitteleuropakenner der
etwas gesetztere, gebildete Mr. Roberts. Die amerikanische Ge-
sandtschaft hat zugegebenerweise die Anweisung, die beiden Herren
zu unterstützen und ihnen jede technische und politische Hilfe
zu gewähren. Mr. Bull, ein sehr aktiver, sportlicher, aber nicht
ungebildeter Typ in den besten Jahren, entwickelt eine emsige
und grosszügige Tätigkeit ohne viel Rücksicht auf d/ ressortmässi-
ge Bedenken seines Landes und der Alliierten zu nehmen. ür kann
sich dies auch leisten, da er dem Prüsidenten direkt beri6htet,
In derselben drastigen Weise, mit welcher er Argumenten entgegan-
tritt oder sich über Pfobleme üäussert, berichtet er auch in Was-
tington ganz gleich, ob es genehm ist oder nicht. Dios hat ver-
zur Folge, dass Kritiken an seiner Peıson und
oiusr Arbeit nicht verstummen. Besonders aber England und eng-
dhörige Kreise (öchsei,zer, Emigranten etc.) sind durch diese
Tätigkeit beunruhigt und fürchten klare Berichte nach Wushington,
Daher versuchen sie immer wieder, Mr. bulls Braeutung uns Position
durch dementsprechend« Kritik zumindest zu Schwächen.
Die Person des Mr. Bull ist vor allem von Interesse, da er nicht
nur eine kla:e Sprache führt, sonsern «uch einmal akzeptierte
Gesichtspunkte ungeschminkt und unbeschUnigt “direkt an uen Prüsi-
denten zu leiten :scheint,.
Es ist mit Sich-rheit anzunehmen und “üurch !.chforschungen er-
näres; dass bei ernst»n Fartnern hir. ul) eine unfaire Handlung
Bleistiftnotizen in dem Original ergeben, da es sich "ei den
Namen um Pseudonyme hande*t,
Pauls = Max Hohenlohe (oder Hoherleben), Bauer = Spitzgen, %
Mr. Bull = Dulles, Mr. Roberts = Taylor.
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Solche Bedenken wären im Laufe des Krieges durok die Art der A
begehen würde,
Während Mr. Bull den typisch amerikanisch sportlichen, business-
liken, abor durchaus nicht unsentimentalen Typ darstellt, ist Kr.
Roberts durch seinen jahrzehntelangen Aufenthalt in Europa besonders
in den Augen der Amerikaner von Europa stark beeinflusst.
Aus den Unterhältungen gingen folgende Ansichten und Überzeugungen
der beiden Gesp:ä hspartner klar hervor:
Nach Ansicht der Amerikaner habe die deutsche Aussenpolitik duroh
ihre Unbeständigkeit und Masslosigkeit zum Krieg führen müssen
und schärfste Reaktionen in den angelsächsischen Ländern erst er-
zeugt. Durch psychologische Fehler wäre es der deutschen Regierung
gelungen, «ie Angelsachsen in Alarmzustand zu bringen und die Ein-
führung der allgeneinen Wehrpflicht in En;land, die Aufrüstung und
die Abkehr der USA von der Isolationspolitik zu ermöglichen. Beson-
ders unverständlich Bei ihnen diese deutsche Haltung deshalb, weil
Deutsc ılınd auf friedlichem Wege ohne ernsthaften angelsächsischen
Widerstand (v2ı der Kenntnis der..Schwäche Frankreichs) diese Ziele
e-seicht hätte, "Uurch Einrennen einer unversohlossenen Tür hätten
ale Deutschen Alarmzu.tand hervorgerufen und sich ihre eigenen
Chancen verdorben. Deutschland habe den deutschfeirdliochen Strö-
mungen selbst das Propagandamatexrial geliefert." Nach ihrer Ansicht
ware der Kriez weniger durch tatsächlichen Konfliktstofı entstan-
den, als durch psychologische Fehler und Missverstehen der Menta-
lität anderer iatiönen vcn Deutschland ausgelöst worden. Die angel-
sächsischen Völker wären nicht auf die Beine zu bringen gewesen,
um einer friedlichen oder in der Form geschickteren und energi-
schen deutschen Ustpolitik mit Waffengewalt ent,;egenzutreten, Das
letzte Alarmsignal wäre lür die Angelsachsen aber "das gebrochene
Wort von München" und die Besetzung Prags gewesen. Diese beiden
Tatsachen hätten jede Hoifnung auf Begrenzung einer 4 an sioh ver-
ständlichen deutsciien Ausdehnungspolitik in Bezug auf Richtung
und Weite zerstört, Deutschland hätte Aussenpolitik mit national-
sozialistischen innenpolitischen Methoden gemacht. Aussenpolitische
srklärungen waren weniger [ür daa Ausland als wie .ür den Hausge-
brauch geeignet gewesen; man müsse doch in Deutschland einsehen,
dass solche Methoden von den angelsächsischen Völkern niemals ver-
stanien werden könnten. Denn auch diese wären Herrenvölker,
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ighit-Bottorn Allgned
Left-lop Aligned
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Behandlung der europäischen Völker erst erhärtet und bewiesen wor-
den und hätten letzten Endes zum Eintritt Amerikas in den Krieg
Zeführt. Bis zum heutigen age beweisen - so betonte man ausdrünk-
lich - deutsche Erklärungen und Propagandathesen in Zeitungen,
Büchern und im Rundfunk stets dasselbe. ”er praktische Ertolg der
Sogenaunten europäischen Neuordnung, die doch eines lages auch
für die Angelsachsen akzeptabel und eine Grundlage für die Neu-
ordnung der Welt sein sollten, sähe nun naoh Ansicht aer Amerikaner
folgendermassen aus:
Nicht nur die lateinischen und slavischen, Sondern die soge-
nannten germanischen Völker wären von einer indifferenten Haltung
ex \ Deuts,hland gegenüber kunstvoll zu einer ablehnenden Haltung ge-
"bracht worden. Weder territorial noch religiös, noch politisch,
noch wirtschaftlich wäre es Deutschland gelungen, wenigstens zu
einem modus vivendi mit aıesen Völkern zu komuien. Abgesehen davon,
dass man anscheinend nicht die Absicht hat, mit den Nationen zu einem
anständigen Zusammen- oder Nebeneinanderleoen zu kommen, hätte man.
unklugerweise nicht einmal Versprechungen gemacht. Weaer aie Fran-
sosen, noch üie Nor >zer, noch die Tschechen, noch die Slaven,
ncch die Ungarn und It.”jener, selbst auch nicht die Spanier könn-
ten ahnen, wie Deutschland auf allen diesen Gebieten Europa gestal-
ten wolle. Andererseits aber müssten diese Völker zu den schlimmsten
Befürchtungen kommen, da sie lediglich dort, wo die Deutsch/fyen
absolut herrschten, nämlich im Osten bei den slavischen Völkern
P 7 die Methoden von Herrenvolk und Sklavenvolk, die man angeblich aus
deutschen Büchern lesen könnte, verwirklicht sähen. Dies alles wäre
ja für sie, die „llilierten, sympathisch und zur Zeit angenehm, es
sei aber nicht ersichtlich iür den Durchschnittsangelsaohsen, wie
anders als P4A nach Veiınichtung Deutschlands ein geordneter Frieden
die Zukunft sicherr. soll. Andererseits hätte Deutschland - so sag-
ten die Amerikaner -— die einzigartige Chance versäumt, durch eine
konstruktive europäische Lösung in der Tat seine Absichten zu be-
weisen, die Bedenken der öffentlichen Meinung in Amerika und England
gegenstandslos zu machen und “en antideutschen Scharfmachern den
Wind aus den Segeln zu nehmen. Jas jetzige Vorgehen und die Methoden
Deutschlamis machten es unmöglich, dass ein vernünftiger Aussen-
politiker der Alliierten einen Ausgleich mit Deutschland ins Auge
fassen und ein angelsächsischer Politiker so etwas bei der aufge-
brachten Volksmeinung durchsetzen könnte, Dies hätte mit dem Problem
der Staatsform und der Erage "Demokratie oder nicht" nichts zu tun,
Merree
Left-lop Aligned
2.
Bei den vielen Veltproblemen, die noch in Schwebe ständen
und den Absprachen der Alliierten, die noch keine feste Form ange-
nommen hätten, müsste Deutschland duroh eine konstruktive Lösung
versuchen, die Gemüter auch bei den Alliierten zu beeinflussen.
Sie, üie beiden amerilanischen Herren, künnten es sioh z.B. vor-
stellen, duıss eines T..ges und letzten Endes eine tschechische
Lösung im Rahnıen des Keiches durchaus akzeptabel sein könnte, wenn
durch eine freiwillige, faire und praktische Lösung Vertrauen zur
deutschen Sachlichkeit und Kultur wiedere'stünde,. So über liefere
das nationalsozialistische Reich den Emigcanten und Konjunktur-
Kavalicren vom Schlage Benesch etc. immer wieder Argumente und Be-
deutung.
so weit sie die Lage beurteilen können, sei der Urgrund des Übels
ın der deutschen Politik hervorgerufen durch Suprematie der Innen-
politik über die Aus. enpolitik und das "alles auf eine Karte set-
zen" hinsichtlich Politik und Ferson. Hinter dieser einen immerhin
genialen Person Hitlers sühe man keinen homogenen Neogierungsappa-
rat, der Dauer und Beständirkeit garanliere, Hierdurch konzentrio-
ren sich im deutschen Voll: alle Hofinungen auf diese eine Person,
Hitler, währe, d sich bei «en AITII rten alle Ablennung notgedrun-
gen auf ihn vereinigen müsse. D.c deutsche Stuatsgeflze erscneine
dadurch, d.ss es auf einem einmaligen Wann aufgebaut sel, zu unbe-
ständig, als dass eine praktische Dauerlüsung mit ihm abgeschlossen
werden könnte, Hitler sei sümtlichen Zufüllen ausgesetzt und mit ihm
stehe und falle die «üeutsche K.ait. sic, die beiden amerikanischen
- He ren, verstünden nicht, wie man in Deutsoiiland und schliesslich
Adol? Hitler selbst, so unvorsichtig sein künne. Auf das z2Xiem
Fallen seiner Ferson xonzenirieren sich alle iloffnungen auf einen
ırühen, leichten, totalen Sieg, während andererseits das Ein-Mann-
Regime in Veutschland keine seriöse Grundlage für eine langfristige
ähsprache ‚bilden könne. lıs ewige Auf und Nieder, Versprechen und
Zurücknehmen in proyagandistischen Krklirungen der zweiten Garnitur
und die Überorganisation und Doppelgleisigkeit zeige nicht Bestän-
. digkeit des heutigen «deutschen Staatssystems auf tausend Jahre,
So müsste man mit Hitler rechnen, nicht aber mit seinem Werk — dies
im positiven wie im negativen Sinne. Man glaube nicht, dass ohne
Hitler uer nationalsozisnlistische Staatsapparat weiter funktionieren
würde. Die angelsächsischen Staatssysteme hingegen könnten Anspruch
auf 5Seständigkeit nehmen und würden bei Verschwinden ihrer Spitze
weiter funktionieren, Aber während nicht einmal die Person des
Right-Bottorn Alignecd
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deutschen Stuatschefs beständig sei, liesse selbst seine Politik
Beständigkeit in Methoden und Absichten vermissen, Aus allen
diesen Gründen erscheine den Angelsachsen ein Sieg und ein &rfolg
letzten Endes sicher und es könne kein angelsüchsischer Staatsmann
eine andere Lösung als den totalen Sieg heute der üfrentlichen
Meinung vorschlagen,
Mit anderen Worten: Deutschland in dieser Form rein praktisch 80-
sehen, sei kein Partner, mit dem man mit Sicherheit und auf lange
Sicht abschliessen künne, denn weder innerpolitisch nooh aussen-
politisch seien konstruktive Dauerlüsungen Deutschlands glaub-
nha?t. Die Schwäche Deutschlands liege anscheinend an der Innen-
politik, deren Methodik die heutige deutsche Regierung gezwungen
sei, auch auf die Aussenpolitik zu verpflanzen, während in den
angelsächsischen Ländern gerüde heute die Aussenpolitik die Innen-
politik in weitgehendem wu: sse bestimme,
Durch alles ürwähnte habe Deutsc.iland an Anziehungskraft verloren
und verlasse sich nur mehr auf den %rfolg seiner Waffen; es selber
Centered
_verbrauche <ich an Material und Menschen und seine Alliierten
verlören Kratt und Lust. Während die Angelsachsen im Ge;ensatz
zu Deutschland "im Kommen seien", täglich an Menschen und Produk-
tion stärker würden und ihnen neue Vuorbündete selbst auch aus
von Deutschland kontrollierten Gebieten in steigendem Musse mc“
zuströmten. Die Zukunit sähen eben hrute die Völker der Welt auf
Seite der vereinigten llationen, wo <icherheit, Religion, Freiheit
und ein hoher Lebensstandard garantiert erschienen. Nicmals aber
könnten diese vereinigten Nationen curch deutsche laffenırfolge
zur Beendigung des Kampfes gebracht werden; einzig und allein der
seweis freiwilliger, grosszügiger politischer Lösungen durch
Deutschland könnte die Alliierten zur Revision ihrer Ansichten
‚bringen, @ie heute in Entscihlossenheit den Krieg durch totalen
Sieg zu beendigen kulminierten, Dies wäre nicht nur ein politi-
scher Entschluss, sondern auch praktisch durohführbar. Der U-Boot- -
krieg würde durch Freihalten diner Strasse und duroh die prak-
tisch unbegrenzten Produktionsmöglichkeiten an Schiffen und nicht
zuletzt auch an Fluzzeugen überwunden werden,
Für die nächste Zeit sahen «ie beiden amerikanisci«.n Ü*sprächs-
partner ungeführ folgende Entwicklung voraus:
Nach der endgültigen Besetzung von Tunis, die sioh @ la Dünkirchen
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italienischen Verbündeten zu befriedigen, einen Prestigeerfolg
} besorgen. Sie nehmen an, dass Hitler die südeuropüis.t.n Küsten
| durch Besetzung der iberischen Halbinsel restlos in seine Hand
bringen will. Für diesen Fall seien sie aber vorbereitet und wür-
den geeignete Gegeumassnahmen treffen. In Spanien würde dann die
| alte Napoleon-Tour über die Bühne gehen, ein Chaos entstehen und
ü die iberische Halbinsel aus einem Lieferungsland für die Achse
zu einer schweren Belastung werden, Für das türkisch-bulgarische
Problem interessierten sioh die beiden Herren sehr, wobei sie die
türkische Frage als in .ür vie „unstugen Sänne erledigt betrachten.
0) Um die Bulgaren scheinen sie sich zu bemühen.
Das Problem einer friedlichen oder kriegerischen Beendigung des
deutsch-russischen Konfliktes sohien doch die Hauptsorge der Ame-
rikaner zu sein. Vor allem ein deutsch-russi5 ;cher Ausgleich würde
ihre Berechnungen gänzlich über den Haufen werfen. Diese Befürch-
tungen scheinen. durch verschi.denartige Nachrichten genährt zu
sein; sie erzählten u.a. selbst: dass sie aus Vichy hörten, die
deutsche Propuganda hütte Angriffe auf Stalin eingestellt. Es wur-
de der &indruck erweckt, als ob die beiden Herren eine friedliche
deutsch-russische LSsung auch im Hinblick auf die bevorstehenden
Roosevelt-Wahlen für verwirrend halten viirden.
| Das englisch-amerilz@nische Verhältnis hätte sich nioht gebessert |
9 und der Downing „street würden die srpressungsversuohe durch öpielen
De nz
Handschriftl.Randbemerkung: Da man dem Führer mit derartigen An-
sichten lt.Äusserung RFSS nicht lcommen kann — im Gesonsatz zu
Ansichten der militärischen Umgebung des Führers - „so soll wentse
stens Propagandaktion geren toosevelts Wiederwahl gestartet wer-
den mit Androhen einer möglichen dt.-sowjet.Verständigung, ohne
das jemals ernsthaft in Erwägung zu ziehen. 28.4.
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oder Stalingrad abspielen werde, müsse sich Hitler,schon um seinen "El:
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12
Abschrift/tn
Unterredung Pauls - Mr, Bull
Schweiz, Mitte Februar 1943,
Herr Pauls traf Nitte Februar in Genf ein, wo er von Mr. Roberts
gleich nach soiner Ankunft aufgesucht wurde. Nr. Roberts wollte un-
bedingt sogleich eine Unterredung mit seinem Chef, dem Sonderbeauf-
trasten Roosevelts für europäische Fragen Nr. Bull herbeiführen,
vorerst lehnte jeäoch Herr Pauls ab und informierte sich bei Bekann-
ten über die Lage. ir sah auch u.a. den jetzigen spanischen Botschaf-
ter am Vatikan, Herrn Barcenas, Bei diesem brachte Herr Pauls wie
zufällig das Gespräch auf ir. Hull, worauf Barcenas meinte, dass er
ein äusserst eintlussreicher und von uneren Bundesgenossen sehr um
sehnkämkex schwärmter Wannsei. Ungarn, Bulgaren, Rumänen (Gafencou)
suchten dauernd und mit „rfolg Kontakt mit ihm.
Barcenas selbst war teilweise deshalb in die Schweiz gekommen, um
ur. VJull kennenzulernen. Diese Auskunft Barcenas konnte Herr Pauls '
durch ancere Nachfo:schungen bestätigt finden. Auch der Gesandte
Kxordt, Herr Köchert und Herr von Bibra, sowie der spanische Gesand-
te in Bern und der schweizer Bund®$rat für Äusseres Pilet Gola be-
zeichneten !ır, Bull als hochinteressanten Mann,
So entschloss sich nun Herr Pauls, hr. Bulls kinladung Folge zu lei-
sten. Ich möchte gleich vorwegnehmen, dass Herr Pauls nach der Un-
terhaltung mit !!r. Bull von’dem amerikanischen Gesandten Mr. Harri-
“* son eingeladen wurde unu dieser ihm mitleilte, dass er in keiner
$: Heise kr. Bull als Konkurrenten betrachte, sondern mit diesem, ler
sondervollmachten häbe, auf bestem Fusse stohe und von "ashington
her die Weisung hibe, ihn in jeder Hinsicht zu unterstützen.
Aus dem bisher Gesagten und anderem geht nun hervor, dass Mr.Bull der
einflussreichste kann des Jeicssen Huuses in kuropa ist und z.B. nach
Ansicht von Schweizern direkten Telegrammwechsel mit dem amerika-
"nischen Präsidenten unter Umgehung des States Departments führt, Äür
hat die Aufgabe, sich als %uropakeuner unü airekter "ertreter der
USa-Regzierung mit den europ.ischen Problemen, besonleis aber den
osteuropäischen zu befassen. Seine Kenntnisse der europüischen
Sprachen sind gut. ur ist ein krüftig gebauter, hochgewachsener,
' sportlicher Typ von ca. 45 Jahren, von gesundem Aussehsn mit guten
Zähnen und frischem, einfachem und grosszWügigem Auftreten. Sicherlich
ein Mann von Zivilcourage. Ihm zur Seite steht der uns bekannte
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298
ältere lir, Roberts, als Spezialbearbeiter für europäische Wirt-
Schaftsfragen. Mr. Bull entviokelt eine ziemlich energische Tätig-
keit und empfängt laufend oftiziöse Verbindungsmänner der. verschie-
densten europäischen Staaten und Organisationen. Man kann ihn ruhig
als eine Art Sonderbotschafter Roosevelts für Europa bezeichnen. Es
war.ihm gelungen, als er von Amerika etwas verspätet nach der Schweiz
entsandt wurde, Moch Viohy-Frankreich zu passieren, als bereits
deutsche I'ruppen in die unbesetzte Zone einmarschiereten und ohne
“ Zwischenfall erreichte er glücklich die Schweiz,
Herr Pauls wurde von ihm #4 sehr herzlioh empfangen und beide Herren
Stullten fest, dass sie sich im Jahre 1916 bereits in Wien und zwi- : »
® schen 1925und Go» l,'Zanı unleserlich) in New York begegnet waren.
“Te Bull erklärte, dass er sich sehr Treue, nach so langer Zeit
llerrn Pauls wiederzusehen, um mit ihm, der einen klaren Kopf rür
europäische Probleme habe, Ideen auszutauschen; denn er habe es satt,
sich von abgewirtschafteten Politikern, Emigranten und voreingenom-
menen Juden noch weiter viel erzählen zu lassen. Seiner Ansicht nach
misste in Europa ein Frieden geschaffen werden, an dessen Erhaltung
alle Beteiligten auch tatsüchlich”interessiort wären. Ks dürfe nicht
wieder eine 'reilung in Sieger und Besiegte, ä.h. Zufriedene und
Unzufriedene geschaffen werden, nie wieder dürften Nationen wie Deutsch
land durch Not und Unrecht zu verzweifelten lixperimenten und Herois-
mus getrieben werden. Der deutsche St.at mürste als Ordnungs- und
„ufbaufaktor bestechen oleiben, eine Auftellung desselben oder Los-
lösung Österreichs !:üme nicht in "rage. Andererseits aber misse die
s preussische Macht im deutschen Staate auf ein vernünftiges Mass
zurückgeschraubt werden und iea Gauen im Kahmen Grossdeutschlands
mehr Selbständigkeit und gleich ii Kinfluss zukommen, Der tsche-
chischen Frage schien Mr. Bull wenig Bedeutung zuzumessen, anderer-
seits glaubte er, durch eine "ergrösserung Polens nach dem Osten
hin und aer ürhaltung Rumäniens und eines star'.en Ungarns einen sani-
tären Riegel gegen bolschewismus und Panslavismus vefürworten zu
müssen. Er verlor sich nicht in Binzelfragen, sondern vertrat die
Auffassung, dass ei:e einreteilte industrielle Produistion mit gesi- |
cherten Absatzmärkten nach dem krıege: die beste Garantie für die |
Vauer des Friedens und einer Vorstiniigung der Völker sein werde, |
Amerika lege, vie er ausdrücklich hervorhob, den ‘grössten Wert auf
den affikanischen Markt. Den industriellen Führungsanspruch Deutsch-
lards in Europa schien Ir. Bull durchaus anzuerkennen. Von’Russland
sprach er mit wenig Sympathie und bemerkte, dass üieses Länd über
einen entsprechend grossen inneren Markt xser2& verfüge,
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Herr Pauls hatte das Gefühl, dass die Amerikaner, in diesem
Fall auch Kr. Bull, vom Bolschewismus oder Panslavismus in Zentral-
europa nichts xissen wollten und im @egensatz zu den Engländern
die Russen keinesfalls an den Dardanellen oder in dem Petroleum-
gebiet Rumäniens oder Kleinasians sehen wollen. Es zeigt sioh auch
hier wioder bestätigt, dass England zur Erhaltung eines russenfrei-
en Westeuropas und Mittelmeeres Nord- und Zentraleuropa zerschlagen
und mit den Russen dortselbst eine Interessenteilung und -begren-
zung eingehen würde. USA jedoch wünscht ein modern georänetes Euro-
pa als Wohlstandszone, Absatzgebiet und vor allem als geopolitischen
Faktor zu erhalten (s. z.B. englisch-russischen Gegensatz in der
Frage der baltischen Staaten).
Herr Pauls machte nun einen sehr scharfen Vorstoss in der Juden-
frage und erklärte, dass es für jeden anständigen Mitteleuropäer
ein unerträgliches Gefühl wäre, daran zu denken, dass die Juden
jemals wiederkehren könnten, man würde einfach eine Rückwanderung
der Juden und ein Wiedererstehen ihrer Machtposition nicht mehr
hinnehmen. Herr Pauls gab zü verstehen, dass er manchmal sohon
gegenete Mr. Bull, bei welchem antisemitische Tendenzen im Laufe des
Gesprächs \lar zu Tage. getreten waren, dass «5 vorläufig in Amerika
noch nicht ganz so weit würe und es Überhaupt eine Frage sei, ob
aie Juden wieder gurück wollten. Herr Pauls gewann den Eincruck,
. dass Amerika eher die Juden nach Afrika zu sohicken beabsichtige.
Din etwäs altmodischen Pläne Englands über Reorganisation Europas
nach historischen Vorgängen und Errichtung verschiedener Monarchien
schien Mr. Bull in Bausch und Bogen abzulehnen. Ex ging mehr oder
weniger auf eine staatliche und industrielle europäische Grossraum-
ordnung hinaus und sah in einem föderativen Grossdeutschland (ähn-
lich USA) mit einer an dieses angelehnten Donaukonföderation den be-
sten Garanten für Ordnung und Aufbau in Zentral- und Osteuropa,
Den Nationalsczialismus lehnt er in seinen Grundideen und Taten
nicht so sehr ab, wie den "innerlich undusgeglichenen, mit Minder-
wertigkeitskomplexen belasteten preussischen Militarismus', Daher
nahm auch Mr. Bull äsm Fantasieprojekt der Wiedererrichtung einer
Hohenzollern-Monarchie gegenüber eine absolut negative Haltung ein.
Um ein Beispiel zu nennen, scheint Kr. Bull die ideale Verkörperung
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des Deutschen nicht in Perlin, Wien oder Weimar zu sehen, sondern
eher in Hamburg, Bayreuth ouer Stuttgart,
Bull kam schliesslich auf den Nationalsozialismus und die Person
Adolf Hitlers zu sprechen und erklärte, es sei bei aller Würdigung
der geschichtlichen Bedeutung Adolf Hitlers und seines Werkes schwer
vorstellbar, dass sich die aufgeputschte Öffentliche Meinung der
Angelsachsen mit Hitler als unumstrittenen Herrn Grossdeutschlands
abfinden würde. Man habe kein Vertrauen in die Dauer und Verlüss-
lichkeit von Abmachungen mit ihm. Und üle Wiederherstellung des
gegenseitigen Vertrauens wäre aber das Wesentliohste nach dem Krie-
ge. Trotz all dem aber hatte Herr Pauls nicht den Eindruck, dass |
dies als Dogma des amerikanischen Vorurteils zu betraohten sei.
Die Atlantic Charta bezeichnete Mr. Bull als wichtige Grundlage;
der zu weite Rahmen müsse neu formuliert werden, j
Herr Pauls suchte nun, dem Gespräch eine aktuellere Wendung zu
geben, um durch verschiedene Fragestellungen indirekt etwas über
amexkanische militärische Pläne zu hören, Er kam zu dem Eindruck,
dass eine Landung der Angelsachsen auf der iberischen Halbinsel
zurzeit nicht beabsichtigt sei; jedoch hält er durchaus für mög-
lich, dass die Alliierten durch kurzfristige Landungen kleineren
Stils anderswo unsere Kräfte zu verzetteln beabsichtigen, worauf
sie dann (womöglich nach der ä&roberung Tunesiens) einen entschei-
denden "toss von Afrika Richtung Ploesti führen wollen, um unsere
Ölzufuhr abzuscuneiden, unsere Verbündeten zum Abfall zu bringen
und den Russen zuvorzukommen. sine direkte Landung in Unteritalien
hält Pauls auch aufgrund anderer in üer Schweiz gewonnener Ein-
drücke für nicht wahrscheinlich; jedoch hält er es für möglich, dass
die Alliierten in Sizilien landen, um iiommel abzuschneiden und von
dort aus der Iuft Italien niederzuhalten und so den Balkanvorstoss
zu sichern.
Mit unseren europüischen Verbiindeten hat Mr. Bull schon recht gut
Kontakt bekommen. Jedenfalls rennen ihm verschicdene offiziöse
Persönlichkeiten dieser Länder die Tür ein. ie weit dies mit
Genehmigung ihrer Regierung geschieht, ist nicht zu Übersehen, ‘
' Besonders hob lür. Bull die ungeheure wachsende !"lugzeugproduktion
der USA hervor, welche systematisch gegen die Achsenmächte zum
Einsatz kommen wird,
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"it dem Vatikan ist Kr. Bull in bester Fühlung; er wien von
selbst Herrn Pauls auf die Wichtigkeit dieser Beziehung hin,
die amerikanischen Katholikeg ein entscheidendes Wort mitzureden
hätten und wiederholte vor Schluss dee Unterredung noohmals,
wie sehr sich Deutschlands Position in Amerika stärken würde,
. wenn deutsche Bischöfe sich dort für Deutschland einsetzen würden.
In solch einem Falle wäre selbst der Hass der Juden hiergegen mu
schwach. Nan sollte sich doch daran erinnern, dass es die ameri-
kanischen Katholiken waren,welche die smerikanisch-jüdischen Zbi- “
vungen zwangen, mit der Hetze gegen Franco-Spanien aufzuhören.
»
Auf das Thema des englisch-amerikanischen Gegensatzes ging Mr. Bull
‚nicht so sehr ein, wie seinerzeit Mr. Roberts. Im wesentlichen je-
doch bestätigte er dessen Ausführungen auch in dieser Hinsicht.
Während der Unterhaltung liess Mr. Bull eine Bemerkung über ein
Gespräch in Portugal fallen ('The have been some rumours about *
talks in Portugal'). Herr Pauls lehnte at und gab erstaunte Un-
wissenheit zum Besten. Mr. Bull lenkte sofort ab, kam aber im
späteren Verlauf des Gesprächs von sich aus auf die Person Alfonsos
zu Sprechen, über dessen Freundschaft zu Herrn Pauls und hundert-
prozentige NS-Hinstellung Pauls selbst bereits vor längerer Zeit
Mr. B4XX Roberts informiert hatte, He.r Pauls erklärte erneut,
dass er mit Alfonso, den.er seit Jahren kenne und schätze, in
Skoda und anderen Geschäften zusammen arbeite; Alfonso seien g0-
wisse Qualitäten und Weitblick nicht abzusprechen. Er möge sioh
jJedcoh keine Illusion darüber machen, dass dieser Mann nicht ein
getreuer Gefolgsmann des Führers sei. Nr. Bulı war dies anschei-
nend nicht neu und erklürte, dass er :ür ein Zusammentreffen mit
Alronso jedersest zur Yerfügung stehen würde und alle Garantien
in Bezug auf fAr Fairness zu geben bereit sei. Mr. Bull ging 80-
gar so weit,ein Codewort für einen Telephonanruf Alfonsos vorzu-
schlagen. Herr Pauls nahm diese Ausführungen Mr. Bulls zur Kennt-
nis, wobei vor allem xakezszmk interessant war, dass Bull besonders
daran gelegen schien, einmal unverfülscht die wesentlichen Ansich-
ten eines modernen und aulgecschlossenen Nationalsozialisten zu hd=
ren. Sollte Alronso nicht kommen können, so versprach sich Mr.Bull
viel von einer Aussprache mit Staatsrat Lindemann vom Norddeutschen
Lloyd. Herr Lindemann scheint dus sachlichen Gründen in USA als
Persönlichkeit gewertet zu werden.
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Die Unterredung schloss in freundschaftlicher Form und Mr.Bull
schlug von sich aus vor, der amerikanischen Botschaft in Madrid
die Weisung zu geben, jederzeit Herrn Pauls zur Verfügung zu ste-
hen. Mr. Bull verwies hierbei besonders auf den Bötschaftsrat
Buttleworth (?), den er als den Fähigsten bezeichnete,
Tags darauf sah Herr Pauls nochmals kurz Mr, Roberts, weloher sioh
sehr zufrieden über den Verlauf der Unterhaitung Pauls-Bull äusserte
und erzählte, dass Mr. Bull von Roosevelt persönlich - der Herrn
Pauls von früher her kennt - den Auftrag hätte, diesen zu sprechen.
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am gleichen Tage sah Herr Paul goch kurz den amerikanisohen Gesand- ;
ten Mr. Harrison, welcher hervorhob, Herr Pauls möge ja nioht glau-
ben, dass zwischen ihm und Bull Kompetenzstreitigkeiten selen; sie |
stünden in bester Freundschaft zueinander und Mr. Bull habe ja di- |
rekte Aufträge und Vollmachten vom Weissen Haus, “
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Sonntag, d. 21. März 1943, traf unter Einhaltung der üblichen
Vorsichtsmassnahmen Herr Bauer in Genf Mr. Roberts in einer Pri-
vatwoiunung, die letzterem sicher erschien. Mr. Roberts begrüsste
in liebenswürdiger Form Herrn Bauer und sagte diesem, dass er als
Freund von llerrn Pauls jederzeit willkommen sei. Herr Bauer sei-
nerseits erklärte, dass er lediglich als Privatmann gekommen sei,
um dem Drängen des gemeinsamen Freundes Herrn Pauls naohzugeben,
wenn er sich auch selber keinerlei Illusionen über einen etwaigen
Erfol; der Unterhaltungen hingebe; denn er babe keinerlei Autori-
sierung und Macht, würde aber gerne, soweit er es als loyaler
St.atsbürger verantworten könne, Fragen beantworten, um vielleicht
unnötige Missverständnisse und falsche Ansichten zu beseitigen.
“ir. Roberts meinte, dies wäre ilım alles klar und es wäre für ihn
besonders wertvoll, einmal \lar zu hören, was ungeschminkt und un-
getrübt von Propagandathesen, die jüngere nationalsozialistisohe
Generation meinte.
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bs entwickelte sich nun eine Unterhaltung, aus der hervorging,
dass Mr, Roberts (ein sympathischer gebildeter Fünfziger) erstaun-
lich genau Über mitteleurop.ische Fragen Bescheid wusste, so dass
Herr Bauer schr auf der Hut sein musste. Mr, Roberts vertrat vor
allem die Ansicht, di.ss es von deutscher Seite ein riesiger Feh-
E ler gewesen wäre, es zum Xrieg kommen zu lassen, d.h. duroh die
nach Seiner Ansicht unnötige Besetzung von Prag die Iage derartig
zu versteifen. Im Laufc einer friedlichen Entwicklung wäre d/
de facto ganz Südosteuropa Deutschland in kurzer Zeit in den
-Schoss gefallen, denn weder England noch Amerika hätten die Ab-
sich oder die Energie gehabt, einer sclchen friodlichen kntwiok-
lung sich ohne besonderen Anlass nit Waffengewalt entgegenzustem-
nen. Hätte dann Deutschland eines "ages diese Gebiete beherrscht
und erschlossen, so wäre es ihm ein Leichtes gewesen, einen
Kkinfronten-Krieg gegen Russland zu Tühren. Die Öfrentlichen Mei-
nungen Englands und Amerikas hätten es dann niemals zugelassen,
einen Totalsieg Deutsciilands Über Russland durch Kriegseintritt
zu verhindern, um hätten Deutschlands Übergewicht nach erfolgtem
Sieg über Russland owhl oder übel hinnehmen müssen, Mr, Roberts
fuhr fort, es sei ja nun heute für Deutschland bedauerlicher,
dass es nicht dazu gekommen wäre, als für die USA. Er könne auch
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nicht verstehen, warun die i\azis mit Getöse eine unversperrte
für eingeschlagen und hierdurch und durch die brutale Behandlung
der Judenfrage die ganze Welt auf die Beine gebracht hätten. Ihm
persönlich, der die Juden nicht möge, wäre der Gedanke grässlich,
dass man den Juien zu dem Judenstemn noch die Dornenkrone verliu-
hen hätte. .r verstünde auch nicht, warum man versuche, sowohl Juden
wie Polen durch Tötung auszurotten, denn ein gewaltiger Prosent-
satz beider Völker sei über die Welt verstreut und nicht zu erfas-
sen. von anderen Gründen wolle er gar nicht reden. Es sei dooh
ein Naturgesetz, dass ein Baum, den man beschneidet, umso stärker
ausschlägt. So gefährde oine Woge von Hass.und Mitleid die deut-
schen Ziele; warum sei Veutschland denn nichd geschickter gegen
die Juden vorgeygangen, So wie man 2.B. in den angelsächsischen
Ländern verfahre. Dort lasse man die Juden einfach nicht ın gwwisse
Schlüsselstellungen hinein und beschrünke de faoto - ohne das Kind
beim Namen zu nennen — den Prozentsatz von Juden in Stellungen
und Schuäen mit immer grösserem Erfolg. ks wäre dies vielleicht
eine sogenäunte "heuchlerische angelsüshsische methode! , aber sie
führe doch ohne viel Aufsehun.und Angriffsfläche besser zu einem
praktischen urfolg. ür, Roberts, sühe für das 4eich Übles voraus,
“swan einmal die Juden nach dem Siez der .\lliierten zurllokkehren
würden,
Herr Bauer anıwortete zu! alle diese Ausführungen mr. Roberts mit
den bekannten Arrumenten und lehnte die Schlussfolgerungen ab,
ohne dabei verletzend zu weraen. ‚Jenn es ihm auoh natürlich nioht
gelang, kr. noberts zu Überzeugen, so konute er doch diesem vor
Augen iühren, dass alle obengenannten Probleme 1: 'hren Prämisen
und Schlussfolgerungen auch anders gesehen werden könnten. Dass
z.B. das Judentum die harten Reaktionen selbst heraufbeschworen
habe und diese Reaktionen weniger von Gefühl der Grausamkeit
als von der Notwendigkeit der .‚lahrung vitaler Interessen geleitet
seien. Sowohl mit den Juden als mit den Polen wäre trotz aller
Versuche nicht in höflicherer !'orm zu reden pewesen,
Dies bewiese in beiden Fällen die Geschichte, nämlich dass Polen
ein ewiger Unruheherd und das Judentum ein ewiges Schmarotzertum
gewesen sei. Diese Erfahrungen hätten nicht wir allein, sondern
schliesslich alle Völker gemacht, die mit diesen Nationen zu tun
gehabt hätten, und bei der Wahrung vitaler Interessen seien uns
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angelsächsische !lethoden wohl bekannt. Herr Bauer fügte hinzu,
dass Polen nur einen Bruchteil von dem an Bevölkerung durch den
Krieg verloren habe als die USA an Indianern Ader Irland an Kuren
Iren durch angelsächsische Methoden. In diesen beiden Füllen habe
es sich jedoch im Gegensatz zur deutschen Lebensraumfrage um bru-
. talen Imperialismus gehandelt. Da sioh aber Deutschland nicht um
angelsächsische Probleme kümmere, sondern ausschliesslich um
deutsche vitale Fragen, wäre es $ zu begrüssen, wenn die Angel-
sachsen sinngemüss dieselbe weise Mässigung zeigten und nicht
durch eroistische Weltwerbesserungsthesen die Welt in Brand setzen,
indem sie von anderen mehr forderten als von sich selbst.
Herr Bauer kam nun auf die Kritik Mr. Roberts an der deutschen
VorkricgsOstpolitik zu sprechen und wies das Argument zurück,
dass Deutsciıland freie Hund nach Südosten gehabt hätte. Denn gerade
die. Amerikaner seien es gewesen, die sich jcder Aussöhnung zwischen
Deutschland und ungland aus durchsichtigen Gründen entgegenge-
stellt hätlen. Ja sogar München sei ihnen ein Dorn im Auge gewesen,
und jeder erfolg Deutschlands hätte gegen olfeenen oder versteokten
Widerstand der Aängelsachsen durchrefochten werden müssen. München
sel für die Angelsachsen kein Absclluss gewesen, sondern ledig-
lich ein Aufschub, um eines Tages nach entsprechendem Zeitgewinn
und durchgeführter Aufrüstung Veutschland besser ff entgegentreten
zu könnan. Gerade die Besetzung Prags wäre durch von den Angel-
sachsen genüährten sabotagewillen der ‘lschechen hervorgerufen wor-
den. Yeutschland trüge für die Entwicklung dieser Gobiete eine
gro.se Verantwortung und übernehme diese auch in diesem Falle,
ohne sich um Beschönigung zu kümmern, ehrlich durch die Tat. Wenn
Adolf Hitler zugegriffen hätte, hätte er dies immer erst nach
langen Versuchen gütlicher Einigung getan. Aber man habe ihm
nicht geglaubt und nichts getan, in ihm die bestehenden Hoffnun-
gen auf firedliche Regelungen zu mehren. Die Angelsachsen hätten
‘ihren !liitler heute so, wie sie ihn verdient hätten. Denr, so
setzte Herr Bauer fort, dass üle Angelsachsen diesen Mann heute
uicht möchtey,wäre wohl zu verstehen, aber in den Augen der
Deutschen eher ein Plus als ein kinus. Er -— Mr, Roberts - möge
sich ja keinen Hoffnungen hingeben, dass akch in Deutschland ein-
flussreiche und mächtige Gruppen finden würden, die ohne Hitler
mit dem Feinde verhandeln woliten. Die Erfahrungen des letzten ;
Krieges hätten das ihrige hierzu beigetragen. ks könne kein vernünf-
Tu
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tiger Deutscher mehr durch die Hiller-Propaganda oder Atlantik-
Charta beeinäruckt werden. Diese Tricks seien zu abgedroscohen.
Hier stimmte Mr. Koberts insofern zu, als er sagte, dass man genau
wusste, d.ss der Krieg mit Deutschland lang und schwer sein würde
und vernünftige Gruppen, mit denen man mit Erfolg Sonderrerhand-
lungenführen könnte, nicht vorhanden seien. Amerika gebe sich in
dieser Hinsicht keinen Illusionen hin: Deutschland wäre ein g0-
valtiger Ge,aer unü seine Leistungen seien bewundernswert,. Man
würde aber mit Veutschland schon Tlertig werden, denn trotz allen
U-bootkrieges sei eine Strusse für die Schiffahrt gesichert und
dhe Möglichkeit des USA-Schiffbaues praktisch unbegrenzt. Aus Tunis
werde Deutschland bald hinausfliegen, und auf diplomatischem Ge- |
biet wäre die Türkei nunmehr für Deutschland endgültig verloren,
" während Bulgarien bereits zu wackeln anfange. Von Italien wolle er
gar nicht reden, denn dieses Land und seine Haltung falle nicht
mehr ins Gewicht. Die türkische Haltung aber sei von eminenter ,
dichtigkeit. Amerika hätte Zeit, Geld und Mensohenkraft, den Krieg
nie. 0
entere:
auseinanderliefen, sorgte Deutschland durch psychologische Fehler.
Nachdem es die Sozialisten, Juden, Freimaurer und kleinen Völker !
gegen sich aufgebracht habe, reize es nunmehr noch die christlichen
Kirchen, Es täte so alles, um sich unbeliebt zu machen, Amerika
habe keine Lust, alle 20 Jahre Krieg zu führen, und strere nun
NAff eine dauerhafte Lösung ah, an deren Schaffung es selber ent-
scheidend mitsprechen will und nicht wieder England nach allen
schlechten ürfahrungen dieses allein überlassen, #&s wäre nur soha-
de, dass sich Deutschland von selbst ausgeschaltet hätte, denn
dieses Land Sei sehr zu bewundern und liege ilını viel mehr «ls
viele andere Länder. &ör hoffe immer noch, dass es als Ordnungs-
faktor erhalten bleibe und weiterhin eine entsprechende Rolle
spielen werde, wenn er auch im Augenblick nicht sehen könnte ‚wie
dies möglich sei. Denn der Huss, den es gegen sich aufgestapelt
habe, wäre eine Tatsache, mit der man rechnen müsse. Und im Augen-
blick liesse die Öffentliche !!einung der Alliierten einen Ausgleich
in keiner Weise zu; auch sehe er nicht, wie die Person Hitlers,
dessen Unterschrift jeden Kredit verloren habe, von den Angelsachsen
akzeptiert werden künnte.
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Herr Bauer erwiderte ihm hierauf, dass dies auch gar nioht nütig
sei, denn das deutsche Volk stehe zu Hitler und seinem Ziel und
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würde den Kampf mit ihm Aurohfechten, ganz gleich, welchen Ausgang
das Schicksal vorsehe,
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Niemand in Deutschland mache sich Illusionen über die Sobwnre und
Härte des Kampfes. Doch sei aller Grund zur Zuversicht vorhan-
den; kuropa sei in deutscher Hand, die russischen Erfolge gestopft,
die Angelsachsen könnten am Festland nicht aufmarschieren und |
würden in ihren rückwärtigen Verbindungen täglioh erfolgreicher |
bedroht. Das Genie und ale Entschlusskraft. des Führers wären der.
grösste Trumpf tür Deutschland, den es nicht aus der Hand zu
geben beabshchtige, aber auch sonst wäre das deutsche Volk nicht
von jener Gattung, bei Erfolgen seines Führers Y ‘Hosianna'
en zu rufen und in schweren Zeiten 'Kreuziget ihn'!. kEiner solchen
Haltung wäre ven Boutscher, ganz gleich ov Natioralsozia-
list oder nicht, fühig. Die Gefahr des Bolschewismus tätn das ih-
re, in Deutschland die Reihen fester zu schliessen. Fehler würden
bestimmt gemacht, jedoch noch lange nicht so viele wie auf der
anderen Seite; so ungeschickt, wie sich die Angelsachsen in Nord-
afrika benommen hätten, hütten sich die Deutschen in keinem be-
setzten Lande aufgeführt. Wenncem - Mr.Roberts - von der ameri-
kanischen Produx.lon ı sruche, 30 möge er ja nicht glauben, dass
die Achse inzwischen untätig geblisben sel; er künne in dieser
dinsicht absolut beruhigt sein. Auch hätte man in den letzten
onatan eine neue NMillisnenarmee aut die Beine gestellt und durch
die Einführung dos totalen K'rieses neue ünergien freigemacht, die
schon richtig angewandt »serden wärden, Auch hätte die Achse im
D Fernen Osten einen erstklassigen Verbündeten, der auch wleder zum
Zuge ‚kommen würde,
Mr. Koberts gab =rneut zu, dass noch. nicht -das letzte Wort ge --
sprochen sei und Herr Büuer ja nicht glauben möge, dass er die
Kraft der Gegner unterschätze. Bevor die Aussicht auf Beendigung
des Krieges greifbar werden könnte, müssten wohl noch die Waffen
sprechen. Vielleicht würde sich im Laufe des Krirges und durch
durchaus mögliche Rückschläge für beide Seiten die Stimmung und
Kriegslust der Leute ändern. iiiemand könne da Prophezeiungen machen,
1 Vielleicht würde sich dann einmal die Gele.enheit bieten, durch
rechtzeitige Fühlungnahme das Kriegsende vorzuverlegen. 3 Auf einem
solchen Wege könnte man Missverständnisse beseitigen, um dent-
willen der Krieg sonst noch länger toben würde,
Herr Bauer gab Mr. Roberts in dieser Hinsicht grundsätzlich Recht,
Left-lop Aligned
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obwohl er für die nächste Zeit keine solche Möglichkeit zu sehen
meinte,
kr. Roberts schloss die Unterhaltung mit den Wunsche, dass Herr Bauer
am nächsten Tage zu seinem Chef lüir. Bull zum Abendessen kommen müge.
Mr. Bull sei auch ein Freund von Herrn Pauls und sei dio rechte Hand
des Präsidenten bei der Beurteilung europäischer Fragen. Er würde
sich freuen, Herrn Jauer kennenzulernen mnd mit ihm fair und offen
sich über die Probleme zu unterhalten, wobei er als Gentleman für eine |
diskrete Benandlung des Gesprüchs bürgen würde,
Centered
Right-Bottorn Alignec
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